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English-Version Der Tag als die Welt unterging. Ich kann mich noch gut an den Weltuntergang erinnern. Wie hundert Millionen andere Menschen auf dieser Welt, saß ich am 1. Februar 2004 vor dem Fernseher. Es war ein lauschiger Wintertag. Ein guter Tag für Football. Freunde waren zu Besuch und die Stimmung war bestens. Warum auch nicht? Unsere geliebten Pats führten schon zur der Halbzeit 14:10. Zuversichtlich machten wir uns über unsere Chipstüten her und regten uns künstlich über die gewohnt grauenhafte Showeinlage in der Halbzeitpause auf. Die Welt war in Ordnung. Doch dann sahen wir sie. Janet Jacksons schmuckverzierte Brust, sie platzte uns entgegen wie ein böses Omen – ein Vorbote teuflischen Zorns. Ein greller Blitz und ein Schwall heißer Luft erfüllten den Raum. Ich drehte mich um und sah nur noch Rauch und Asche, wo Augenblicke zuvor noch meine guten Freunde gesessen hatten. Wie so viele Menschen an diesem schicksalhaften Tag, hatten sie sich plötzlich in Luft aufgelöst. Der Schock, nackte Haut live im Fernsehen zu sehen, war zu viel für sie gewesen. Minuten später (wir saugten gerade das Sofa) strömten bereits Reporter aus der ganzen Welt ins Stadion: In Europa stießen feuerspuckende Drachen vom Himmel und entführten Säuglinge aus ihren Kinderbetten. In New York unternahm die Freiheitsstatue einen Spaziergang durch Manhattan und erging sich in unsagbar lüsternen Aktivitäten mit dem Chrysler-Gebäude. In Australien begann Kylie Minogue mit der Arbeit an einem neuen Album. Kurz gesagt, es war die Hölle auf Erden. Zumindest kam es einem in den darauf folgenden Wochen und Monaten so vor. Okay, meines Wissens führte dieser Hauch von Nichts, den Janet Jackson bei der Übertragung da beinahe anhatte, nicht direkt zu Todesfällen. Doch der Zwischenfall rief enorme Konsequenzen hervor. CBS wurde mit einer Geldstrafe von rekordverdächtigen 550.000 Dollar belegt, weil der Sender es zugelassen hatte, dass ein Nippel seinen Weg in amerikanische Wohnzimmer gefunden hatte. Und zu allem Überfluss verklagte eine Frau aus Tennessee Janet Jackson, CBS und deren Mutterkonzern Viacom. Ihre Beschwerde: Den Vorfall in der Halbzeitpause habe sie mit "Entrüstung, Wut und Befangenheit" wahrgenommen, was bei ihr "ernsthafte Verletzungen" nach sich gezogen habe. Ernsthafte Verletzungen? Text: Seth Grahame-Smith, "Das große Porno-Buch" © 2006 by Wilhelm Heyne Verlag München Impressum: Dörre Rechtsanwälte, Am Sandtorkai 1, D-20457 Hamburg | Gestaltung: forst
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